Depression

Wer wie Hesse jemals an einer tiefen Depression gelitten hat, weiß, dass diese nicht zu vergleichen ist mit den vorübergehenden Phasen gedrückter Stimmung, die jeder hin und wieder erlebt. Diese werden zwar umgangssprachlich oft als „depressiv“ bezeichnet – doch eine Depression im medizinischen Sinne liegt erst dann vor, wenn eine Reihe weiterer Kriterien erfüllt sind. 

 

Leider sind solche Krankheitsberichte kein Einzelfall. Die Depression gilt inzwischen als „Volkskrankheit“ und ist die häufigste psychische Erkrankung überhaupt. So zeigen die Ergebnisse, dass jeder Fünfte einmal im Leben an einer Depression erkrankt .


Frauen erkranken zwei- bis dreimal häufiger an einer Depression.

Darüber hinaus schränken Depressionen die Lebensqualität erheblich ein – und zwar weit mehr als jede andere Erkrankung. So wurde in einer weltweiten Studie der WHO erfasst, wie stark und über wie viele Jahre verschiedene „Volkskrankheiten“ die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Depression stand hierbei an allererster Stelle, vor allen anderen psychischen und körperlichen Erkrankungen. Dabei kann die Erkrankung Menschen in jedem Lebensalter treffen. Selbst Vorschulkinder können bereits an einer Depression leiden – allerdings ist die Störung hier mit weniger als ein Prozent sehr selten. Bei Schulkindern steigt die Häufigkeit bereits auf zwei bis drei Prozent, bei Jugendlichen auf sieben bis 13 Prozent an. Am häufigsten tritt die Erkrankung im jungen Erwachsenenalter zum ersten Mal auf – nämlich im Alter von 18 bis 25 Jahren.

 

Männer und Frauen sind unterschiedlich häufig von einer Depression betroffen: Die Erkrankung wird bei Frauen etwa doppelt so häufig diagnostiziert wie bei Männern. Dies liegt  einerseits daran, dass Frauen genetisch bedingt eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an einer Depression zu erkranken. Allerdings gehen viele Frauen auch offener mit ihren Beschwerden um als Männer: Sie erzählen anderen eher davon und sind eher bereit, sich in eine ärztliche Behandlung zu begeben. Depressive Männer stellen dagegen häufig körperliche Symptome in den Vordergrund, so dass die psychische Erkrankung bei ihnen seltener erkannt wird.

 

Symptome können sein:
Eine depressive Episode ist durch mehrere Hauptsymptome gekennzeichnet. Dazu gehören vor allem eine tiefe Niedergeschlagenheit und die Unfähigkeit, Freude und Interesse an Alltagsaktivitäten oder Vergnügungen zu empfinden. Zudem erleben Menschen mit Depression häufig einen verminderten Antrieb – sie sind weniger aktiv als sonst, ziehen sich vor anderen zurück und haben häufig Schwierigkeiten, sich selbst zu alltäglichen Dingen aufzuraffen. Diese Symptome werden oft von einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Ängsten und einer ausgeprägten Sorge um die Zukunft begleitet.

 

Formen der Depression
Unipolare Depression

Sie ist die häufigste depressive Erkrankung. Der Name "unipolar" (=einpolig) kommt daher, dass die Patienten nur depressive, aber keine manischen Phasen haben. Typisch sind das Morgentief, das frühe Aufwachen, Schlafstörungen in der zweiten Nachthälfte und Niedergeschlagenheit.


Bipolare affektive Störung

Die bipolare affektive Störung ist durch depressive und manische Phasen gekennzeichnet. In der Manie dominiert bei den Betroffenen ein übersteigertes Selbstverständnis; auch die eigenen Fähigkeiten werden überschätzt. So können manische Patienten wochenlang die Nächte durcharbeiten, ohne Müdigkeitserscheinungen wahrzunehmen.


Dysthymie, Zyklothymie

Bei der Dysthymie sind die depressiven Symptome etwas weniger ausgeprägt als bei der unipolaren Depression. Sie beginnen aber oft schon im Jugendalter und verlaufen chronisch, erstrecken sich also über weite Lebensabschnitte. Bei der Zyklothymie, dem bipolaren Gegenstück zur Dysthymie, kommt es zu leichter ausgeprägten manischen und depressiven Phasen.


Winterdepression

Von einer saisonal abhängigen Depression (SAD), der Winterdepression, spricht man, wenn die depressiven Symptome regelmäßig im Herbst oder Winter auftreten und im Frühjahr oder Frühsommer wieder vergehen. Diese Form der Depression dauert also höchstens fünf bis sechs Monate an. Das typische Anzeichen ist die Energielosigkeit, weniger die depressive Verstimmung.