Essstörung

Gestörtes Essverhalten kann von individuellen, biologischen, familiären oder gesellschaftlichen Faktoren ausgelöst werden. Nicht selten sind Probleme in der Familie, Probleme in der Schule, Verunsicherung des Selbstwertgefühls, aber auch eine überfürsorgliche Erziehung die Ursachen dafür. Eine Essstörung - einhergehend mit verzerrter Körperwahrnehmung - hat meistens einen tieferen, psychischen Hintergrund und ist oft mit mangelndem Selbstwertgefühl verbunden. Viele Menschen leben im Vergleich zum propagierten Schönheitsideal ständig mit dem Gefühl, fehlerhaft und mit Makeln belastet zu sein. Selbst Untergewichtige und Normalgewichtige bezeichnen sich oft als „dick“ oder „fett“, verachten ihren „unvollkommenen“ Körper und ergreifen dann Maßnahmen zur Gewichtsreduktion.

Über die Medien werden wir mit überzogenen und unrealistischen Bildern von Mr. und Mrs. Perfect konfrontiert, so dass kaum jemand mehr frei davon ist, sich nicht an dem perfekten Körperbild zu orientieren, das uns Werbung und Mode vermitteln - auch wenn dieses weit unter dem Normalgewicht liegt. Vor allem in der Pubertät setzen sich junge Menschen intensiv mit ihrem Körper auseinander, entwickeln Wunschvorstellungen von ihrer Figur und wollen aussehen wie ihre Idole aus Mode, Sport und Musik. Durch eine schlanke, durchtrainierte Figur erhoffen sie sich, genauso attraktiv, erfolgreich und beliebt zu sein wie ihre Vorbilder. Doch der Schlankheitswahn allein kann nicht für das Krankheitsbild "Essstörungen" verantwortlich gemacht werden.


Eine wichtige Rolle bei der psychischen Entwicklung von Kindern spielt das Familienleben:  Dabei spielen nicht nur die Eßgewohnheiten einer Familie (z.B. Zeit für gemeinsame Mahlzeiten, ausgewogene Ernährung versus Fastfood, häufige Diäten von Mutter oder Vater etc.) eine Rolle, sondern auch wie das Kind in seiner Entwicklung gefördert wird, wie man dabei mit Konflikten und Emotionen umgeht und wie der Einzelne Individualität und Selbständigkeit in der Familie leben kann. Wichtig ist es, ein gesundes Selbstbewusstsein zu erlangen. Essstörungen liegen oft Schwierigkeiten bei der Abgrenzung zur Familie zugrunde. Vielfach stecken Betroffene in dem Dilemma, sich einerseits mittels gestörtem Essverhalten gegen Erwartungen aufzulehnen, um sich so von den Eltern zu lösen, andererseits aber den Wunsch zu verspüren, von der Familie, umsorgt werden zu wollen.


Schon im Säuglings- oder Kleinkindalter werden die Grundlagen für ein gesundes Essverhalten oder eine Neigung zu Essstörungen gelegt: Nahrung darf nicht als Belohnung oder Bestrafung für das Verhalten eingesetzt werden, sondern die Nahrungsaufnahme muss sich immer nach den tatsächlichen Bedürfnissen eines Kindes richten. Sonst lernt das Kind nicht, die eigenen Bedürfnisse zu deuten und zu
entscheiden, wann es etwas zu essen braucht oder wie viel. Personen, die die Phase der eigene Identitätsentwicklung als einen langjährigen Kampf zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung erleben - zunächst in der Familie, dann in der Beziehung zum Partner wie auch in ihrem gesellschaftlichen und beruflichen Umfeld, sind für Essstörungen anfällig, da sie ein selten ein gefestigtes Selbstwertgefühl haben. Sie neigen dann dazu, sich Liebe und Anerkennung durch Leistung oder Anpassung verdienen zu wollen. Frauen mit Essstörungen sind oft Perfektionisten und haben das Gefühl, sich anderen ständig beweisen zu müssen. Dabei ist nichts, was sie tun, gut genug. Ziele, die bereits erreicht waren, werden konsequent verleugnet oder durch neue, höhere ersetzt. In der Ablehnung des eigenen Körpers werden positive Kommentare von anderen Menschen vollkommen abgeblockt.

 

Zwischen folgenden Formen wird unterschieden

 

Magersucht (Anorexia nervosa)

Der Begriff "Anorexia nervosa" bedeutet übersetzt "Appetitlosigkeit". Hingegen werden Magersüchtige aber stets von Hungergefühlen geplagt, da sie sich das Essen bewusst verbieten. Typisch für diese seelisch bedingte Essstörung ist daher ein markanter Gewichtsverlust. Das äußere Erscheinungsbild der Betroffenen ist auffallend dünn.

 

Bulimie (Bulimia nervosa)

Bei der Ess-Brech-Sucht (Bulimie, Bulimia nervosa) sind die Betroffenen meist normalgewichtig und damit von ihrem äußeren Erscheinungsbild unauffällig. Durch die Unzufriedenheit mit ihrer Figur und Angst vor einer Gewichtszunahme, kontrollieren sie das eigene Essverhalten sehr. Dennoch kommt es immer wieder zu Heißhungeranfällen, bei denen die Betroffenen in kurzer Zeit viel zu viel essen. Gegen eine Gewichtszunahme kämpfen Bulimiker dann mit Erbrechen, Diäten, exzessiven Sport oder durch Abführ- und Entwässerungsmitteln.

 

Binge Eating Disorder (Essanfälle ohne gewichtsregulierende Maßnahmen)

Essanfälle ohne gewichtsregulierende Gegensteuerung (Binge Eating Disorder) sind eine weniger bekannte, aber dennoch sehr häufige Form von Essstörungen, die sich durch regelmäßige Essattacken zeigt. Die Esssüchtigen verschlingen bei periodischen Heißhungerattacken sehr große Mengen an Lebensmitteln. Aber die Betroffenen übergeben sich nicht oder  reduzieren das Essen mal und sind daher meist übergewichtig.

 

Adipositas (Fettsucht)

Grundlage für Fettsucht ist oftmals bereits die Kindheit, denn dicke Kinder werden oft zu dicken Erwachsenen. Betroffene sind es von Klein an gewohnt: zu viel, von zu schlechter Qualität und dauernd zu essen. Sie haben das richtige Maß nicht kennen gelernt.

 

Links

Essstörungen – Leitfaden für Eltern, Angehörige und Lehrkräfte“

BMI-Rechner für Kinder